Ausblick: Obergott

Erinnert ihr euch noch, wie ihr als junge Unsterbliche zum ersten Mal auf den schwebenden Plattformen von Isola aufgetaucht seid? Ihr habt dort uralte Schrifttafeln entdecken können, die in Aelis Zeit zurückdatieren und habt es fertiggebracht, Asterius die Daten zuzusenden. Die Zeit verging, doch der Chronist war nicht imstande, etwas über sie herauszufinden. Das Projekt wurde auf Eis gelegt und die Artefakte sollten an einen sicheren Aufbewahrungsort gebracht werden.

Ein Unsterblicher namens Klutz war für den Transport verantwortlich. Der junge Mann hatte sich noch nie für Geschichte oder Wissenschaft interessiert. Deshalb waren die Forscher ziemlich überrascht, als Klutz am Tag nach der Auslieferung des Pakets mit weit geöffneten Augen in das Labor stürzte. Er erzähle von Begebenheiten aus Aelis Zeit, die selbst den Obergöttern nicht bekannt waren!

Wie sich herausstellte, fiel der Mann bei der Auslieferung des Pakets in einen tiefen Schlaf – mit dem Kopf direkt auf einer der Schrifttafeln. Nachdem er lange Zeit in Kontakt mit einem mächtigen Ätherkörper gewesen ist, wurde ihm die in den Schrifttafeln enthaltene Erfahrung von Aeli selbst in einem lebhaften Traum direkt zuteil. Es war, als hätte Klutz die Ereignisse aus dem Leben des Großen Gottes nachgelebt. Die in der Schrifttafel enthaltenen Erinnerungen handelten von Aelis Transformation in einen Obergott.

Achtung! Die Erzählung des Unsterblichen enthält Spoiler. Wer die Quest „Mechanisches Übel“ noch nicht abgeschlossen hat, dem empfehlen wir, die Lektüre an dieser Stelle zu beenden.

Als Aeli zu einem Gott wurde und an neuen Kräften gewann, wurde das Wohlergehen seines Landes zu seinem Hauptanliegen und Lebensziel. Sein Orden wuchs stetig und die Pilger strömten von nah und fern herbei. Schon bald wurde klar, dass es auch andere Wesen gab, die wie Aeli waren. Der junge Mann machte sich auf die Reise, um die anderen seiner Art zu finden. Was er jedoch entdeckte, versetzte ihn in Erstaunen. Viele Unsterbliche waren verstrickt in Selbstanbetung und Sünde und damit nicht gewillt, ihre Kräfte zum Wohle Aller einzusetzen. Stattdessen beruhte ihre Macht auf Furcht und machte die Tyrannen selbstgefällig.

Einer dieser grausamen Götter herrschte über ein kleines Königreich im Bergland und wurde von seinen Untertanen „Alter Metzger“ genannt. Um sein Leben zu verlängern, führte der Missetäter blutige Rituale durch. Aeli versuchte, dem Unsterblichen ins Gewissen zu reden und ihm die wahre Natur seiner Gabe zu erklären. Der grausame Tyrann verstand das als eine Beleidigung und griff Aeli unvermittelt an. Der Alte Metzger verlor den Kampf und es geschah etwas sehr ungewöhnliches. Aelis absorbierte den Ätherkörper des Unsterblichen und wurde noch mächtiger. Die Leute freuten sich, von dem Tyrannen befreit worden zu sein und der Gott spürte, dass ihre Freude ihn auf die nächste Stufe der Macht hieven konnte.

Aeli ist stets gegen das Töten gewesen, suchte stattdessen nach Freunden und Verbündeten unter den anderen Unsterblichen. Dessen ungeachtet nutzte er andere Unsterbliche auf seinem Weg zur Macht aus und wurde erst nach Erreichen seines Ziels zum wahren Vertreter des Humanismus.

Das Töten eines anderen Unsterblichen und das Absorbieren seiner Kraft wurde unter Strafe gestellt. Während Aeli am Anfang seines Weges die Macht seiner Gegner selbst absorbierte, widersprach es doch seinen eigenen Überzeugungen, weshalb eine andere Lösung gefunden wurde. Der Missetäter würde in ein besonderes Gefängnis auf Zeit gesperrt werden – eingefroren im Eis. Der Unsterbliche würde auf eine unbestimmte Dauer in einen tiefen Schlaf fallen. Mit der Zeit würde er seine Kraft verlieren, alt werden und sterben, wie ein gewöhnlicher Sterblicher.

Erinnert ihr euch noch an Aeolus? Den Unsterblichen, den ihr während der Verschwörung der Mantiden aus dem Eis gegraben habt? Wie sich herausstellt, war sein Schicksal eng mit dem Aelis verknüpft.
Aeolus ist sterblich gewesen, als Aeli zum Obergott wurde. Wie viele andere Sterbliche, konnte er sich sehr gut an diesen Tag erinnern.

Aeli kehrte von seiner großen Reise zurück und wurde mit einer Zeremonie auf dem Hauptplatz der Stadt begrüßt. Das Begrüßungskomitee bestand aus den wohlhabendsten und wichtigsten Ehrenmännern, denen Oristar vorstand, Aelis Vater, der damals trotz seines Alters voller Leben war.

Als Aeli den Platz betrat, schlichen angeheuerte Assassine aus der Gilde der Unsterblichen aus den dunklen Seitengassen. Es war eine simple Rache, in Auftrag gegeben von den Verbündeten des besiegten Tyrannen. Sie schlachteten Aelis Vater und andere Leute vor Aelis Augen.

Aeli konnte seinen Vater zwar nicht retten, ließ aber auch keinen der Killer laufen. Der Zorn, der Aeli aufwühlte, war so schrecklich, dass er ihn dazu befähigte, die Mörder in Stücke zu reißen und ihre Ätherkörper zu absorbieren. In diesem Augenblick wurde Aeolus bewusst, dass selbst der gütigste und humane Gott eine dunkle Seite besaß.

Als alles vorbei war, beugte sich Aeli über die Leiche seines Vaters und schluchzte. Der Gott hatte bereits früher versucht, Tote zum Leben zu erwecken und war sich sicher, dass er auch diesmal scheitern würde, aber er musste es versuchen, nur noch ein letztes Mal.

Aeli konzentrierte all seine Kraft und spürte plötzlich, wie er sich in etwas anderes verwandelte; er nahm unwillentlich seine göttliche Gestalt an, woraufhin sich eine gigantische Äthergestalt über die Stadt erhob und bedeckte den halben Himmel. Die meisten Bewohner wurden Zeuge dieses Spektakels. Sie erzählten ihren Kindern und Enkeln die Geschichte von dem Tag, als Aeli zum Obergott wurde.
Aelis neuer, transformierter Ätherkörper gewährte ihm unvorstellbare Kräfte: Er belebte seinen Vater wieder.

Seit diesem Tag träumte Aeolus davon, unsterblich zu sein. Er wollte Macht und er wollte die Welt nach seinem Willen formen, so wie er annahm, dass Aeli es tun würde. Als er also eines Tages auf dem Schlachtfeld zu sich kam, kannte seine Freude keine Grenzen.

Doch es stellte sich heraus, dass Aeli in der Zwischenzeit strengere Regeln für das Ausüben der Macht eingeführt hatte. Das Leben der neuen Unsterblichen wurde durch den Kanon stark reguliert. Um in den Genuss der Macht zu kommen, musste Aeolus zu den besten gehören und sich einen Platz in Aelis engster Gefolgschaft erkämpfen. Das passierte ziemlich schnell, brachte ihm jedoch keine Freude. Aeolus wusste, dass er für etwas größeres geschaffen war, als nur in Aelis Schatten zu stehen. Das war der Augenblick, in dem er den ersten Geheimkult von Aelion gründete.

Selbst im Goldenen Zeitalter gab es unzufriedene Bürger und so konnte Aeolus insbesondere unter den Unsterblichen zahlreiche Unterstützer rekrutieren. Er brachte sie dazu, sich für das vermeintliche Allgemeinwohl zu opfern. Dann absorbierte Aeolus ihre Ätherkörper und wurde immer stärker.

Seine Spuren verwischte er so geschickt, dass es fast zu spät war, als Aeli ihm schließlich auf die Schliche kam. Ein Kampf entbrannte und es stellte sich heraus, dass der Gegner sehr stark war. Nur mit Unterstützung mehrere Götter gelang es Aeli, ihn zu besiegen und einzusperren.

Aeolus wurde zum mächtigsten Unsterblichen, der jemals in Eis eingekerkert wurde. Aus diesem Grund konnte er bis in die Gegenwart überdauern. Doch selbst er war an der Schwelle zum Tod, als man ihn schließlich befreite.
Klutz war beeindruckt von dem, was er sah. Während er sprach, machte er Skizzen auf einem Blatt Papier. Als der Unsterbliche seine Erzählung beendet hatte, überreichte er das Papier den Wissenschaftlern und schlief unvermittelt auf dem Boden des Labors ein. Die Forscher waren, gelinde gesagt, geschockt. Ihr hättet es selbst sehen sollen.

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Jetzt, da ein Weg gefunden wurde, um diese Schrifttafeln zu entziffern, werden unsere Forschungen fortgesetzt! Wir sind uns sicher, dass unsere Wissenschaftler schon bald mehr über den Großen Gott in Erfahrung bringen werden.

07/17/2017